26. Juli 2012

Soft Cake Kuchen - Orangenkuchen mit Schokoguss


Ich habe es endlich getan. Ich habe mir eine süße, winzige Springform mit einem Durchmesser von 18 cm gekauft. Nun kann ich endlich wunderbare und kreative Kuchen für euch testen, und M und ich müssen nicht eine Riesenportion Kuchen alleine aufessen. Ja, es gibt Schlimmeres, als Kuchen zu essen, aber ab dem Zeitpunkt, wo die Nähte meiner Jeans bei jeder Bewegung krachen, kann es auch gerne ein Stück Kuchen weniger sein - und weil Selbstdisziplin nicht mein Freund ist (vegane Kuchen und Torten sind auch einfach viel zu gut dafür) wird einfach eine kleinere Portion davon gebacken. Der große Vorteil ist, wenn ihr keine kleine Form habt, könnt ihr den Teig einfach verdoppeln und ihn in eine normal große Form mit 26 cm füllen!


Der erste Kuchen aus der Mini-Form war eine Erinnerung an meine Kindheit und die köstlichen, weichen Orangen-Kekse mit Schokoladenüberzug, auch bekannt als Soft Cake. Dieser Kuchen schmeckt so - nur besser und etwas erwachsener - mit einem feinen, saftigen Orangenteig und einem süß-herben Schokoladenguss. M war begeistert und hat den Kuchen fast alleine gegessen - da relativiert sich die kleine Form auch wieder.



Soft Cake Kuchen (für 18 cm Form, für 26 cm Form Zutaten bitte verdoppeln)

180 Gramm Mehl
125 Gramm Zucker
1 Packung Bourbon Vanillezucker
½ TL Salz
½ EL Backpulver
1/8 TL Natron
80 ml Öl
Abrieb einer halben großen Bio-Orange
125 ml Orangensaft (die Orange auspressen und den Rest mit fertigem Oragensaft auffüllen)

Ofen auf 180 Grad vorheizen. Eine Springform (18 cm, für 26 cm das Rezept verdoppeln) am Boden mit Backpapier auslegen und an den Seiten einfetten.
Mehl, Zucker,Vanillezucker, Salz, Backpulver und Natron vermischen. Öl mit dem Orangen-Abrieb und dem Saft gut versprudeln und zu den trockenen Zutaten geben. Mit einem Löffel einen glatten Teig daraus rühren. In die Springform füllen und bei 180 Grad 30 bis 35 Minuten backen, bis ein Zahnstocher, in die Mitte des Kuchen gestochen, sauber wieder herauskommt. Sollte der Kuchen gegen Ende der Backzeit oben zu braun werden, einfach mit Alufolie abdecken. Bei einer größeren Form verlängert sich die Backzeit etwas.

Für den Schokoguss
70 Gramm Schokolade, zartbitter und vegan
3 EL Hafersahne oder Sojasahne (zum Kochen)
¼ TL Agavensirup (oder etwas Zucker)

Schokolade in einem Topf sehr vorsichtig schmelzen. Die vegane Sahne unterrühren und mit Agavensirup süßen. Den Schokoguss noch warm auf dem Kuchen verteilen.

22. Juli 2012

Mega-Salami-Sandwich

Ich habe einen langen Kampf gekämpft. Seit ich die Salami vom Vegourmet Veganversand in unserem Kühlschrank verstaut habe, schleicht M um sie herum - er liebt diese Wurst, schon seit wir sie auf der Veggieplanet probiert haben. Wann immer ich fragte, was er denn gerne essen würde, wanderte sein Blick zum Kühlschrank: "Wir haben noch Salami". Ich erklärte ihm stets geduldig, das ich mir zunächst ein Rezept überlegen würde, um euch, meinen lieben Leserinnen und Lesern, eine kreative und köstliche Möglichkeit zu zeigen, die tollen Produkte zu verarbeiten. Daraufhin zog M immer eine Schnute.


Letzte Woche riss ihm schließlich der Geduldsfaden, und er begann, kleine Stücke von der Wurst abzuschneiden, um sie als Snack zu essen. Da wusste ich, ich musste schnell handeln, ansonsten würde sie ohne Rezept und ohne Blog-Artikel in M's Magen verschwinden. Und weil M so Gefallen an dieser Salami gefunden hatte, wurde sie in M's Lieblingsspeise verwandelt: In ein Sandwich.


Das resultierende Mega-Salami-Sandwich, das ihr hier seht, hat M selbst belegt, und von mir kam nur ein wenig kreativer Input. Ich war inspiriert von amerikanischen Reuben Sandwiches, in denen Fleisch, Sauerkraut und Thousand Island Sauce kombiniert werden, und die schon immer eine Faszination auf mich ausübten. Anstatt des Fleisches kam hier also die Salami von Vegourmet zum Einsatz, und was soll ich sagen: Das ist ein Volltreffer. Das rauchige Aroma der Wurst passt perfekt zum säuerlichen Geschmack des Krauts, und die cremige Sauce rundet alles ab. Das Sandwich ist perfekt als schnelles Abendessen, zu einem Glas Bier oder als Snack für echte Männer (oder echte Frauen!).


Mega-Salami-Sandwich (für 2 Personen oder 1 sehr hungrige Person)

120 Gramm Salami von Vegourmet
1/2 Avocado
etwas Knoblauchpulver
3 - 4 EL Sauerkraut, abgetropft
3 kleine Essiggurkerl, in Streifen
2 - 3 EL Thousand Island Sauce (siehe unten)
1/2 weißer Wecken oder anderes Sandwich-Brot (etwa 250 Gramm)

Die Salami in einer Pfanne oder auf einem Kontaktgrill heiß werden lassen. Das Brot in der Mitte zerschneiden und die Avocado auf der unteren Hälfte zerdrücken und mit etwas Knoblauchpulver bestreuen. Die Salami darauf legen, mit Essiggurkerl und Sauerkraut belegen und die Sauce darüber geben. Die andere Hälfte darauf legen, das Sandwich in zwei Teile schneiden und gleich servieren.

Thousand Island Sauce
150 Gramm Soja-Joghurt
2 gehäufte EL vegane Mayonnaise
4 EL Ketchup
1/4 TL Knoblauchpulver
einen Spritzer scharfe Sauce

Alle Zutaten zu einer glatten Sauce verrühren und kurz durchziehen lassen.
Da nicht die ganze Sauce gebraucht wird - sie schmeckt auch gut zu Pommes, als Dip für Gemüse, Nachos oder in Wraps.

19. Juli 2012

Selbstgemachter Seitan


Läuft euch beim Anblick dieses Paprika-Seitans nicht das Wasser im Mund zusammen? Ich gebe zu, eigentlich wollte ich ein Foto des unverarbeiteten Seitans veröffentlichen - aber ehrlich gesagt, sah das so unansehlich aus, dass es sicher euer ästhetisches Empfinden beleidigen würde. Seitan ist nicht besonders fotogen, jedenfalls nicht im unverarbeiteten Zustand - aber genauso ist auch rohes Fleisch nicht gerade eine Augenweide. 

Seitan wird aus Gluten hergestellt, ein Eiweiss in verschiedenen Getreidesorten. Dieses Gluten wird gewürzt, gekocht, gedämpft oder gebacken und kann anschließend wie Fleisch weiterverarbeitet werden

Ich persönlich liebe Seitan, weil er mehr Biss hat als Tofu und einen besseren Eigengeschmack mitbringt. Mit Seitan lassen sich köstliche Döner, Fleischpfannen oder herzhafte Pizzen zaubern. Im Bio-Markt hat Seitan oft einen stolzen Preis, und manche Marken sind mit Sojasauce überwürzt. 

Zum Glück ist es sehr einfach und wesentlich günstiger, Seitan selbst herzustellen. Der selbstgemachte Seitan ist mit dem gekauften fast nicht zu vergleichen - er ist viel zarter im Biss und man kann ihn facettenreich würzen.
Für selbstgemachten Seitan braucht man zunächst fertiges Glutenmehl, welches man im Reformhaus kaufen oder online bestellen kann. Und ganz wichtig ist natürlich ein tolles Rezept, um den Seitan appetitlich zu würzen.

Für meinen selbstgemachten Seitan habe ich ganz auf eine vegane Super-Köchin vertraut: Isa Chandra Moskowitz hat ein einfaches und  sehr schmackhaftes Rezept für Seitan. Es ist auf ihrer Website "The Post Punk Kitchen" veröffentlicht worden - seht euch ihren Blog an, sie entwickelt immer ganz wunderbare und kreative Rezepte.
Isa's Rezept habe ich meinem Geschmack nach verändert, und der Seitan wird ganz fabelhaft! Wenn ihr ihn aufbewahren wollt, könnt ihr ihn im Kühlschrank einige Tage in der Brühe aufbewahren, oder auch für längere Zeit (ohne Brühe) einfrieren. Auch die Brühe selbst kann man aufheben und weiterverarbeiten, sie eignet sich gut für Saucen - aber seid dann etwas vorsichtig mit zusätzlichem Salz!
Achja, und das Rezept für den Paprika-Seitan - das ist das Thema eines anderen Artikels!

Selbstgemachter Seitan (ergibt ca. 350 Gramm) (nach einem Rezept von Isa Chandra Moskowitz)

110 Gramm Glutenmehl
2 EL Hefeflocken (Edelhefeflocken)
1 TL Paprikapulver
100 ml Gemüsebrühe
50 ml Sojasauce
1 EL Zitronensaft
1 TL Tomatenmark
2 Zehen Knoblauch, gepresst
1 EL Olivenöl

Zum Fertigstellen:
800 ml Gemüsebrühe
800 ml Wasser
50 ml Sojasauce

Glutenmehl, Hefeflocken und Paprikapulver in einer großen Schüssel verrühren. In einer zweiten Schüssel Gemüsebrühe, Sojasauce, Zitronensaft, Tomatenmark, Knoblauch und Öl gut verquirlen und zu den trockenen Zutaten leeren. Mit einem Löffel zu einem Teig verrühren, und dann mit der Hand etwa drei Minuten durchkneten. Dann den Teig in drei Stücke aufteilen und jedes Stück etwas auseinanderziehen. Vorsichtig beiseite setzen und kurz rasten lassen.
In der Zwischenzeit in einem großen Topf Gemüsebrühe, Wasser und Sojasauce zum Kochen bringen. Dann die Hitze reduzieren und wenn die Brühe leicht simmert, vorsichtig die Seitanstücke hineingeben. Deckel auf den Topf geben und 45 Minuten lang bei wenig Hitze simmern lassen, dabei gelegentlich die Stücke umdrehen. Und bitte, wir sprechen hier von Simmern: Wir wollen eine leichte Bewegung im Topf, auf keinen Fall wildes Geblubber. Wenn der Seitan tatsächlich gekocht wird, anstatt sanft zu simmern, kann er eine eigenartige Konsistenz bekommen. Nach den 45 Minuten den Topf von der Platte nehmen, und den Seitan noch 15 Minuten rasten lassen. Anschließend herausnehmen und entweder weiterverarbeiten oder aufbewahren (siehe oben).


Mögt ihr Seitan gerne? Habt ihr ihn schon einmal selbst gemacht?

15. Juli 2012

Mexikanische Fiesta - Rezepte mit Sombrero!

Ich liebe mexikanisches Essen. Bohnen esse ich für mein Leben gerne, ich gerate bei Zimt, Chili und Cumin ins Schwärmen, und bei Avocados werden mir die Knie weich. In unserer Zeit in den USA waren M und ich treue Kunden eines mexikanischen Restaurants, das ums Eck unseres Apartment lag. Dadurch waren Quesadillas, Burritos, Fajitas und Jumbo-Daiquiris immer nur einen kurzen Spaziergang entfernt und wir aßen Woche um Woche dort. Ich vermisse diese Zeit, denn die Mexikaner hier in der Nähe bieten alle das übliche, langweillige Tex-Mex-Repertoire aus Rippchen, Ofenkartoffeln mit Kräuterbutter und Steak an - Dinge, die mit mexikanischen Essen recht wenig zu tun haben, und die auch nicht besonders veggie-freundlich sind.


Darum pflegen wir unsere Liebe zum mexikanischen Essen nun in den eigenen vier Wänden. Natürlich koche ich nicht absolut authentisch, aber es ist nah dran an dem, was mir so köstlich im Gedächtnis geblieben ist.


Besonders gerne essen wir Arroz a la mexikana (mexikanischer Reis), eine wunderbare Kombination aus Reis und frischem Gemüse, Zwiebeln und Tomaten, gepaart mit dem erdigen Geschmack von Cumin, mit einem leichten Kick Chili. Der Reis kann pur gegessen werden - er schmeckt auch kalt ausgezeichnet - und macht sich ausgezeichnet in Burritos. Dafür rollt man ihn in eine Weizenflade, würzt mit reichlich Guacamole, Koriander und etwas veganem Käse und beisst genüsslich hinein. Wir lieben außerdem noch etwas pikanten Knoblauch-Dip darin, der dem ganzen noch eine herrliche Cremigkeit verleiht.


Also, worauf wartet ihr noch? Startet doch eure eigene mexikanische Fiesta. Burritos, die sich jeder selbst belegen kann, Arroz a la mexikana, reichlich Guacamole, Knoblauch-Dip, Nachos oder Tortilla Chips mit Salsa und ein kühles Corona. ¡Ay, caramba!

Arroz a la mexikana

170 Gramm (Natur-)Reis
1 Paprika (gelb oder rot)
1 Zwiebel
2 Zehen Knoblauch, gepresst
1 große Tomate
1 Dose schwarze Bohnen (oder Kidney-Bohnen)
2 EL Tomatenmark
100 ml Wasser
4 EL Mais (tiefgefroren oder frisch)
1 EL Chili-Pulver (die Gewürzmischung, kein Cayennepfeffer)
3/4 EL Cumin, gemahlen
1/2  TL Oregano
Salz
Etwas frischer Koriander (optional)

Den Reis bissfest kochen. Abkühlen lassen.
Paprika, Zwiebel und Tomate würfeln. Etwas Öl (1 EL) in einer Pfanne erhitzen und Paprika und Zwiebel etwa 2 Minute auf mittlerer Hitze darin anschwitzen. Tomate, Knoblauch und Bohnen hinzufügen und kurz weiter anschwitzen, bis die Tomaten etwas weich geworden sind. Reis, Tomatenmark, Wasser, Mais und Gewürze hinzufügen und unter gelegentlichen Rühren andünsten, bis die Flüssigkeit verschwunden ist (man kann ihn auch etwas knusprig anbraten). Mit Salz abschmecken und kurz vor dem Servieren mit etwas geschnittenem Koriander bestreuen.

Guacamole

1 reife Avocado (Hass-Avocado, die mit dunkler Schale)
1 halbe Zitrone
1 - 2 Zehen Knoblauch, gepresst
Salz

Avocado mit einer Gabel zerdrücken, Zitronensaft, Knoblauch und Salz hinzufügen und gut verrühren. Sofort servieren.

Knoblauch-Dip

150 Gramm Soja-Joghurt, natur
1 gehäufter EL vegane Mayonnaise (selbstgemacht oder gekauft)
1 - 2 Zehen Knoblauch, gepresst
1/2 TL Senf
1 Messerspitze Agavensirup
Salz

Alle Zutaten miteinander zu einem glatten Dip verrühren und im Kühlschrank kurz durchziehen lassen.

13. Juli 2012

Stracciatella Muffins

Vanille und Schokolade sind enfach ein super Team. Es gibt für mich kaum eine bessere Mischung! Schon als Kind liebte ich Stracciatella-Eis heiß und innig, auch wegen des schönen italienischen Namens (den ich heute, gute zwanzig Jahre später, zwar aussprechen, aber immer noch nicht ohne große Mühe fehlerfrei schreiben kann).


Für einen Brunch mit Freunden sollte es darum etwas mit Vanilla und Schokolade werden, und für einen Brunch sind natürlich Muffins perfekt. So wurden diese Stracciatella-Muffins geboren - saftig, süß und schokoladig, eben perfekt für einen Brunch, eine Geburtstagsfeier oder als kulinarische Überraschung für eine liebe Person. Sollte ein Kindergeburtstag anstehen, würde ich sie vielleicht als Dalmatiner Muffins anbieten: So oder so, sie sind bestimmt ein Hit! Noch dazu sind sie einfach zu backen - also legt los!

Muffins am Brunch-Buffet


Stracciatella Muffins

250 ml Sojamilch
1 EL Essig
240 Gramm Mehl
100 Gramm weißer Zucker
20 Gramm brauner Zucker
2 Packungen Vanillezucker
1 Packung Backpulver
1/2 TL Salz
70 ml Öl
140 Gramm vegane Schokosplitter oder fein geraspelte Schokolade (Zartbitter)

Den Backofen auf 180 Grad vorheizen. Die Sojamilch mit dem Essig verrühren und beiseite stellen. In einer großen Schüssel Mehl, Zucker, Vanillezucker, Backpulver und Salz gut verrühren. Öl und Sojamilch hinzufügen und zu einem halbwegs glatten Teig verrühren (mit einem Löffel, nicht mit dem Mixer). Vorsichtig die Schokosplitter unterheben. Auf 12 vorbereitet Muffin-Förmchen aufteilen, und bei 180 Grad 18 - 20 Minuten backen, bis ein Zahnstocher, in die Mitte gestochen, ohne klebrigen Teig herauskommt.

9. Juli 2012

Von der Schinkenliebhaberin zur Veganerin - Teil II


Ich dachte, ich wäre nun am Ziel angekommen - als glückliche Vegetarierin. Nur eines trübte die Idylle: Ich hatte genau auf den Websites, die mir zum vegetarischen Schritt verholfen hatten, auch erfahren, dass auch für Milch und Eier Tiere sterben müssen. Und dieser Gedanke geisterte in meinem Kopf herum, während ich Pasta unter Parmesan begrub und in Restaurants Omeletts bestellte. Doch ich probierte Soja-Puddings und Schokoladen-Sojamilch und klickte mich stundenlang durch all die Info, die das vegane Internet anbot.

Kurz nachdem ich zur Vegetarierin geworden war, verbrachten M und ich einige Monate in den USA. Und mit USA meine ich hier nicht den Big Apple oder die Golden City, sondern den gutbürgerlichen, christlichen, und wenig vegetarier-freundlichen mittleren Westen. Hier wurde jeder Gedanke an eine vegane Ernährung buchstäblich durch einer großen Portion Käse im Keim erstickt - der vegetarische Teil der Karte war schließlich gratiniert und mit Sour Cream getränkt.
Gleichzeitig war ich in unserer College-Kleinstadt auch das erste Mal in einem veganen Cafe, aß meinen ersten veganen Kuchen und stärkte meine vegetarische Überzeugung: Noch nie habe ich einen so großen Bogen um die Fleischabteilung gemacht wie beim Supermarkt-Riesen Wal-Mart. Auch M hatte in den USA seine ersten vegetarischen Abenteuer und lebte in dieser Zeit komplett vegetarisch. Und ich begann wieder, über eine veganes Ernährung nachzudenken.

Wieder zuhause angekommen, war die kulinarische Wiedersehensfreude jedoch groß, mein Teller war zwar vegetarisch, aber unveganer denn je - alle gute Absichten waren wieder einmal dahin.
Schließlich fasste ich mir ein Herz und kaufte mein erstes veganes Kochbuch - es war englischsprachig und voll mit den Rezepten, die ich in den USA kennen- und liebengelernt hatte. Langsam und vorsichtig kochte und backte ich mir durch das Buch - ich kann mich noch genau an meine ersten veganen Muffins erinnern. Und ich hatte irgendwo zwischen Spinach Lasagna und Banana Bread plötzlich die Erkenntnis, dass veganes Essen richtig gut schmeckt.

Doch dann fiel ich, wie so oft, wieder zurück in alte Muster: Käse, Milch, Kuchen und Kekse aus dem Supermarkt hielten wieder Einzug in meine Küche. Warum das immer passierte, das kann ich gar nicht so richtig sagen - ich vermute, ich hatte einfach Angst vor einer dauerhaften Veränderung. Und anstelle die Dinge langsam und Stück für Stück anzugehen, legte ich lieber die Hände in den Schoß und änderte dann überhaupt nichts. Stattdessen versuchte ich das, was ich gelernt und erfahren hatte, beiseite zu schieben. Natürlich hat das nicht funktioniert.

Am Ende einigte ich mich mit mir selbst auf einen Kompromiss: Ich kochte in meinen eigenen vier Wänden vegan, und aß bei Freunden und Familie vegetarisch - zähneknirschend. Nicht ihnen, sondern mir selbst gegenüber, denn ich fühlte mich mit dieser Lösung nicht wohl. Ich fühlte mich stattdessen zu inkonsequent, um meinen Lebensstil, so ich ihn wollte, durchzuziehen; ich hatte Angst vor Änderung; und ich wollte anderen gefallen und verstellte mich dafür. In solchen Situationen war ich angespannt, verärgert und unzufrieden, und ich war selbst schuld daran.
Während ich nicht genau weiß, warum ich bei meinen veganen Versuchen so oft gescheitert bin, so weiß ich doch, warum es schließlich geklappt hat: Ich machte einen absoluten Sinneswandel durch. Ich wurde mir klar darüber, was für mich richtig und wichtig war, und was ich bereit war, dafür zu ändern - und aufzugeben. Es ging nun nicht mehr darum, ob Tofu Dip genau so schmeckt wie Frischkäse, oder wie schokoladig Soja-Kakao schmeckt, oder ob mich jemand beim Abendessen schief ansehen würde. Es ging darum, mein Leben nach meinen eigenen Werten auszurichten - und zu diesen Werten passte eine Ernährung mit Fleisch, Milch oder Eiern einfach nicht mehr. Also gab ich sie auf. Zwei Jahre nachdem ich zur Vegetarierin geworden bin, machte ich schließlich den Schritt zum Veganismus. Ich habe nie wieder zurückgeblickt.

Heute lebe ich seit fast vier Jahren vegan, seit fast sechs Jahren vegetarisch; mein Freund M lebt vegetarisch und isst zuhause nur vegan; meine Eltern leben vegetarisch und großteils  vegan. Ich rühre, schneide, mixe, blanchiere und backe nun so viel, dass ich einen Blog mit den Rezepten füllen kann. Ich sehe die Veränderung um mich herum, und ich suche die Veränderung in jedem Detail. Es vergeht kein Tag, an dem ich nicht dankbar bin für die Art und Weise, wie ich mein Leben führen kann. Ich habe nichts aufgegeben, ich habe nur dazu gewonnen: Ich esse besser, ich fühle mich besser, und ich weiß, was für mich wichtig ist.

 Ein wunderbares, veganes Picknick

Lebst du vegan oder vegetarisch? Wie ist es dazu gekommen? Oder möchtest du gerne den Schritt machen? Dann könnten dich auch diese Artikel interessieren.

6. Juli 2012

Veganes Eis und süßes Bier

ICH. LIEBE. EIS.

In Großbuchstaben und mit mindestens vier Ausrufezeichen. Es gibt einfach nichts Besseres als eine halb geschmolzene Eiskugel, etwas träge fließende Schokoladensauce darüber mit ein paar fruchtigen Bananenscheiben. Oder gehackten Nüsse. Oder Heidelbeeren. Vielleicht auch ein paar Marshmallows. Ihr seht, ich komme ich ins Träumen, wenn ich nur an Eis denke.

Veganes Eis am Stiel

Zum Glück gibt es mittlerweile veganes Eis in Hülle und Fülle. Ganz vorne natürlich das Vanille-Soja-Eis einer österreichischen Supermarkt-Kette, das ich auch in dem kleinen Markt nebenan bekomme - perfekt für Gelüste kurz vor Ladenschluss. Aber auch in Deutschland gibt es in großen Supermärkten veganes Eis, aus Soja oder aus Lupinen oder als Eis am Stiel - und es wartet nur darauf, dass ihr es entdeckt! Und wenn alle Stricke reissen, gibt es immer noch den Bio-Markt - meiner bietet drei verschiedene Soja-Eis-Sorten an, von den fruchtigen Sorbets ganz zu schweigen.

Dessert in einem Londoner Restaurant

Am schönsten ist es natürlich, wenn man in einem Restaurant cremiges, süßes, perfektes Eis serviert bekommt, in Form eines riesigen Eisbechers oder auf einem wunderbaren Stück Kuchen.

Eisbecher im Münchner Restaurant Max Pett

Aber auch zuhause gibt es viele Möglichkeiten, um das Eis abwechslungsreich zu präsentieren - beispielsweise in Form von süßem, veganen Bier!


Ja, ihr habt mich entlarvt. Es ist kein Bier, sondern Eiskaffee. Aber als ich die Eiskugeln in den Kaffee fallen ließ, drängte sich der Vergleich einfach auf -  dunkle Flüssigkeit, eine helle, schaumige Krone, und große Biergläser eignen sich einfach ganz besonders dafür! M hat eine stolze Sammlung in unserer Küche, und endlich erweist sich diese auch als sinnvoll.


Die Variationen von Eiskaffee sind natürlich unendlich: M trinkt seinen am liebsten schwarz, ich mag ihn gerne mit Sojamlich und gesüßt, ein Klacks vegane Sahne macht den Eiskaffee besonders dekadent, wer mag, träufelt auch noch etwas Schokoladensauce darüber... Und wer auf den Alkohol nicht verzichten will, der fügt noch 1 EL Rum hinzu.


Eiskaffee
300 ml gekühlter Kaffee
200 ml Pflanzenmilch (z.B. Soja, Mandel, Haselnuss, Kokos)
1/2 - 1 TL Agavensirup (oder Zucker)
2 kleine Kugeln veganes Vanille-Eis
1 TL Schokosplitter
1 Bierkrug (oder ein hohes Gefäß)

Kaffee, Milch und Agavensirup in einem hohen Glas vermixen. Das Vanille-Eis mit einem Eisportionierer in den Kaffee geben und mit Schokosplittern toppen.


Und was sind eure liebsten Eis-Sorten? Und wie esst ihr euer Eis am allerliebsten?

2. Juli 2012

Von der Schinkenliebhaberin zur Veganerin - Teil I

Diese Woche wird Totally Veg! 3 Jahre alt. Zeit für einen kurzen Rückblick...

Habe ich euch je erzählt, wie ich eigentlich hierher gekommen bin? Wie ich zur kochenden, backenden, bloggenden Vollbutveganerin geworden bin?
Ich denke, meine Geschichte gibt vielen von euch Hoffnung - denjenigen, die gerade mit sich selbst ringen, und denen jeder Schritt hin zu einer veganen Ernährung schwer fällt, die aber trotzdem nicht aufgeben wollen. Ja, ich kenne das selbst. Und ich bin trotzdem zur leidenschaftlichen Veganerin geworden, auch wenn ich nicht immer besonders einsichtig und der Weg lang war. Angekommen bin ich trotzdem, aber fangen wir doch von vorne an.

Ich war immer eine begeisterte Fleischesserin. Natürlich haben meine Familie und ich in meinen Augen immer "wenig" Fleisch gegessen - immerhin gab es nie Steak daheim und fast nie Wiener Schnitzel. Aber dafür Hühnchen, und Schinken, und Wurst, und Leberwurst - gerne auch mehrmals täglich. Aber ich hatte natürlich den Eindruck, dass wir wenig Fleisch aßen.
Ich rühmte mich gerne, eine Allesfresserin zu sein - und ich habe auch fast nichts ausgelassen. Von Muscheln über Shripms zu Scampi über Krokodil zu Känguru zu Strauß zu Pferd hin zu Gänsestopfleber wanderte alles in meinen Magen. Zur gleichen Zeit hatte ich im Hinterkopf immer den Gedanken, dass etwas mit diesem System nicht in Ordnung war.

Ich war schon immer eine große Tierfreundin. Meine Mutter hatte im Urlaub ihre liebe Not, mich von allen streunenden Katzen und Hunden fern zu halten - schon als Kleinkind. Zu stark schlug mein Herz für alles, was da kreuchte und fleuchte, und so schleppte ich als Kind regelmäßig Frösche und Schnecken zuhause an, um sie am nächsten Tag aus Mitleid wieder in die Freiheit zu entlassen. Das Gefühl für Tiere hat mich nie verlassen, auch nicht in meinen fleischessenden Tagen.

Der erste bewusste Gedanke für eine vegetarische Ernährung kam mir, als ich mit meinem Vater im Auto saß, und im Radio über verendete Tiere in einem Tiertransport hörte. Ich erinnerte mich daran, dass ich eigentlich Vegetarierin sein sollte, und dachte im nächsten Augenblick an die Dinge, die ich aufgeben würde - Wurst, Aufstrich, Oma's Hühnerflügel - und der Moment war dahin. Ich schob die unangenehmen Gedanken weg, denn ein fleischloses Leben war für mich einfach nicht drin - ich erinnere mich tatsächlich, dass ich zu einer Freundin sagte: "Ohne Schinken könnte ich nicht leben." Gleichzeitig blutete mir das Herz, wenn ich Bilder aus Massentierhaltung sah. Es ist wohl eine Untertreibung, zu sagen, dass es hier einen Konflikt gab zwischen dem, was mein Herz mir sagte, und dem, was mein Kopf diktierte.

Was dann den Ausschlag gab zu einem Umschwung zu einer vegetarischen Lebensweise, das kann ich heute gar nicht mehr sagen. Ich schätze, es war der buchstäbliche Tropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte - eine Horrormeldung eines Tiertransports, ein Tier aus dem Schlachthaus auf der Flucht, eine neuerliche Statistik. Ich erinnere mich aber noch an den kalten Winterabend im Jahr 2007, als ich abends das Licht löschte und mir schwor, als Vegetarierin aufzuwachen. Und das tat ich dann auch. Meine letzte nicht-vegetarische Mahlzeit war eine Hühnersuppe meiner Großmutter, aus der ich das Fleisch trotzdem herausfischte. Seitdem habe ich kein Fleisch mehr angerührt und nie wieder zurückgeblickt.


Meine Umwelt reagierte verhalten auf meine neue Lebensweise. Meine Eltern waren besorgt, M war eher verärgert - ich wollte plötzlich alles ändern, und er hatte keine Ahung, warum (mittlerweile lebt er selbst vegetarisch). Mit der Zeit gewöhnte sich mein Umfeld an mein neues Ich, und aus gebackenem Hühnchen wurden gebackene Aubergine. Ich fühlte mich wohl mit meiner neuen Lebensweise - und gleichzeitig wusste ich, dass etwas auch mit Milch und Eiern überhaupt nicht in Ordnung war. Aber ich hatte wohl wenig dazugelernt, und wälzte und quälte ich mich damit herum, und versuchte, Wahrheit für Bequemlichkeit zur Seite zu schieben. Natürlich gelang das nicht - mehr dazu im zweiten Teil.
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